Photovoltaik - Brenzlige Sache für die Feuerwehr?
- Publiziert von webmaster am 31. August 2011 - 14:29:54
Photovoltaik(PV)- Anlagen auf Häuserdächern und Scheunen – das Thema Solarenergie beschäftigt nicht nur Energieexperten. Die Feuerwehrführung im Landkreis veranstaltete jetzt eine Schulung für Einsatzkräfte. Der Grund: Bei einem Brand können enorme Spannungen freigesetzt werden, sie stellen eine tödliche Gefahr für die Helfer dar. Auf Einladung von Kreisbrandmeister (KBM) Harald Kraus kamen Dipl. Ing. Rainer Gründel, Mitarbeiter von N-Ergie und Kommandant der FFW Nürnberg/Werderau und Jürgen Müller, Geschäftsführer und Betriebsleiter Elektrotechnik der Firma Müller in Trailsdorf zu einem Informationsabend in den Schulungsraum der FFW Schlammersdorf. Über 50 Feuerwehrmänner, darunter auch die Kreisbrandinspektoren Georg Henkel und Johannes Schmitt sowie die KBM Martin Arneth u. Wolfgang Wunner nahmen an der Fortbildung teil.
Das Kernproblem machte Jürgen Müller anhand des Aufbaus einer PV- Anlage deutlich. Vom Dach bis zum Wechselrichter fließt Gleichstrom, der dann in Wechselstrom umgewandelt wird. „Trotz der Abschaltung des Stromnetzes setzen die Module weiterhin Energie frei, die Leitungen vom Modul zum Wechselrichter lassen sich nie komplett stromlos schalten“, erklärte Müller die Gefahr. Eine Trennung der Module sollte ausschließlich von Elektrofachpersonal durchgeführt werden. Ob und wo durch ein Haus oder Nebengebäude Kabel von PV- Anlagen laufen ist nicht immer klar erkennbar. Deswegen hat der Stromversorger N-Ergie in Zusammenarbeit mit der Versicherungskammer Bayern ein Hinweisschild zur Anbringung an Stromkreisverteilern und/oder Schalt- oder Zählerschränken eingeführt. Es soll die Einsatzkräfte von der versteckten Gefahr im Gebäude warnen. Wie aber geht man im Brandfall vor? Zur Gefahr durch Stromschlag kommen noch mögliche frei werdende Giftstoffe durch Verbrennung von Kabelisolierungen und Bestandteilen der PV- Module, die Gefahr durch herab fallende Teile und Glassplitter hinzu. „Wir sind nicht machtlos!“, klärte KBM Harald Kraus auf, „beim Einsatz müssen unbedingt die notwendigen Sicherheitsabstände eingehalten werden“. Es gilt die grundsätzliche Annahme: Die Anlage führt Spannung! Weiter sollen die Einsatzleiter auch die erhöhte Dachlast durch die Solaranlage beachten, „da kann ein brennendes Dach im Nu einstürzen“. Die geladenen Experten waren sich aber einig, dass durch konkrete Schulungen die Feuerwehren auch diese Herausforderungen bewältigen werden. Einen kleinen Seitenhieb konnte sich Jürgen Müller zum Schluss aber nicht verkneifen. Wo anderswo so viel Wert auf Sicherheit gelegt wird, hat hier die Industrie und die Gesetzgebung geschlafen“. „Der Weg vom Modul zum Wechselrichter ist ein Abenteuer“, fügte Rainer Gründel hinzu. Aufgrund des großen Interesses an der Schulung konnten nicht alle Anmeldungen berücksichtigt werden. Deswegen fand der Kurs im Herbst noch einmal statt.
Bericht u. Bild: Erlwein Mathias.